Warum meine Coffee to go-Becher kosten, was sie kosten

Wert und Wertigkeit von Keramik to go

 

 

„Die sind aber teuer!“

Ich würde einen für 15€ nehmen!“

So viel würde ich dafür nicht ausgeben!“

 

Wie oft habe ich das schon gehört?

Öfter. Ausgerechnet ein BWLer ist mir dabei in besonderer Erinnerung geblieben, denn der sollte mich eigentlich „coachen“ in Richtung Selbstständigkeit.

Der hätte das Ding mit der Wertschöpfung und Preiskalkulation eigentlich besser wissen müssen. Oder nicht?

Na ja, Preise sind ja immer wieder kontrovers. Wenn´s um Geld geht, hört der Spaß bekanntlich auf. Und es wird nochmal ganz genau hingeschaut.

Preise sind aber zuweilen ein schmerzhaftes Thema für Produzent*innen.

Und billige Preise sind Geringschätzung in Zahlen.

Deshalb handelt mein allererster Blogbeitrag nicht von einem vielleicht spannenderen Thema für To-Go-Becher-Interessierte, sondern von einem, das mir selbst am Herzen liegt. Und vielen weiteren Töpfernden genauso, das weiß ich. Dieser erste Blogartikel soll idealerweise eine Lanze brechen und für ein besseres Preis-Leistungs-Verständnis gegenüber handgemachter Keramik sorgen.

 

 

Keramik hat irgendwie ein Billig-Image.

 

Es wurde uns sogar schon während der Ausbildung von diversen Fachlehrer*innen unter die Nase gerieben, dass für Keramik schlecht bezahlt wird und wir zusehen sollten, wo wir unterkommen und ob wir nicht vielleicht noch einen anderen Job dazu machen…

Einzig der Lehrer für Fachrechnen ließ mal einen Satz fallen, der dann bei mir hängengeblieben ist:

Im dritten Lehrjahr nahmen wir das Thema Kalkulation durch. Als wir so die Berechnungs-Liste sahen, die komplett auf die Bedürfnisse von uns Keramiker*innen angepasst war, wurde gleich deutlich, dass da für eine Tasse kein Endpreis 25€ rauskommen würde.

Als ich dann wagemutig die Frage fallen ließ: „Aber kein Töpfer berechnet das doch so?!“ war die Sekunde des Ruhmes für jenen Lehrer gekommen, als er beinhart verkündete:

„Deswegen sind Töpfer*innen ja auch alle arme Schlucker!“

Nix Gewinn. Nix Rücklagen. Nix Rente. Überspitzt gesagt.

 

 

Eine kurze Marktrecherche zeigt:

 

Auf der einen Seite steht – eine Tasse bei dem schwedischen Einrichtungsgiganten in gelb-blau mit vier Buchstaben. Eine Tasse gibt es schon für 2€ mit Industrie-Chic zu kaufen. In etwas heimeliger Farbe/Glasur dann für 5€.

Auf der anderen Seite steht – ein Töpfermarkt. Hier sind die Preise in der Regel nur unwesentlich erhöht, bei manchen geht es etwa ab 10€ pro Tasse los, bis so 25€. Alles darüber hat es schon schwerer. Obwohl dort ganz klar regionale Handarbeit hinter steckt, oft mit ganz besonderen Glasuren oder/und ausgefallenen Dekorationen!

Und hier stehe ich – eine Keramikerin mit handgemachten garantierten Einzelstücken, mit hohem Zeitaufwand in Deutschland hergestellt. Ein handgetöpferter, reich verzierter, garantiert einzigartiger To-Go-Becher kostet bei mir in der Regel zwischen 80 bis 100€.

 

 

Selbst unter uns Töpfernden herrschen zur Preisgestaltung stark geteilte Meinungen vor. Diese richten sich aber natürlich nicht zuletzt nach der Rückmeldung von (potentiellen) Kund*innen.

Niemand mit Kaufinteresse hört das gern aber:

20€, 30€, 50€ sind viel zu billig!

 

Und meine Aussage hat eine gute Grundlage:

 

Ich habe mich mal hingesetzt und es von der Pike auf ausgerechnet.

Also, so richtig. Wie wir es im 3. Lehrjahr unserer Keramikausbildung gelernt hatten. Mit angemessenem Stundensatz, Gewinnmarge, Fertigungsgemeinkosten und allem drum und dran.

Die genaue Aufstellung erspare ich dir und mir an dieser Stelle mal aber eines wird deutlich:

Wer für 10, 15 oder 25€ eine handgemachte Tasse verkauft, verkauft sich unter Wert.

Jedes Stück benötigt mit allem drum und dran mindestens 50 Minuten reine Fertigungszeit!

Und diese Angabe bezieht sich nur auf glasierte Becher, ohne irgendeine extra Verzierung.

 

Da stellt sich die Frage nach dem Stundenlohn, wenn ein Stück am Ende 10 oder 20€ kostet… Und dabei sind die ganzen Kosten von A bis Z noch nicht einmal mit eingerechnet.

Was meinst du, wie viel Stundenlohn brutto benötigt ein*e selbstständige/r Töpfer*in, um überleben und bestenfalls auch noch Gewinn machen zu können? 10€? 30€?

Nein. Es ist nicht weniger Stundenlohn, als für Selbstständige anderer Branchen auch. Das Gefälle ist da je nach Branche groß aber mit 20, 30€ wird niemand über die Runden kommen. Viel eher so mit 60, 70€…

 

Nein, ich bin nicht zu teuer – alle anderen sind zu billig!

 

Irgendwie schien der Lehrer für Fachrechnen da von der Allgemeinheit nicht so gehört worden zu sein. Aber sein Satz – bzw. das, was er verdeutlicht – blieb glücklicherweise bei mir haften. Die legendäre Liste halte ich natürlich in Ehren und ihr liegen auch meine Preise zugrunde. Aber nicht nur diese Liste ist maßgeblich.

 

3 Faktoren, die den Wert eines Keramikstücks bemessen:

 

Das Handwerk

Hast du schon einmal selbst das Töpfern ausprobiert? War es schwierig, den Tonklumpen zentriert zu kriegen? Eine gerade Wand hochzuziehen? Oder sogar einen schönen und tragbaren Henkel zu formen?

Falls du das Drehen schonmal selbst ausprobiert hast, wirst du wahrscheinlich bestätigen können, dass es doch nicht sooo einfach ist, wie das Töpfern im schulischen Werkunterricht – dazu kommt dann noch, einen ganzen Betrieb zu organisieren, Glasuren anzumischen, Ware zu verpacken etc… Das gehört alles mit zur Arbeitszeit.

Die Kunst und das Können

Der künstlerische Aspekt ist zwar nicht leicht zu errechnen aber gehört unverzichtbar dazu. Insbesondere, je mehr Bekanntheit ein/e Keramiker*in erlangt. Manche Stücke sind einfach auch unwiederholbare aber dennoch berechnete Produkte, in denen Jahre und Jahrzehnte an Erfahrungen, Wissen und Können steckt.

Das Material

Damit kommen wir zu dem, was ich bei aller Erklärung immer noch am Eindrücklichsten finde:

 

Keramik hält in punkto Nachhaltigkeit jedem Vergleich zu anderen Materialien stand!

 

Denke mal an uralte Keramikfunde, die Jahrtausende schadlos überstanden haben. Einmal gebrannt, hält das Teil quasi für immer. Ohne Materialermüdung. Ohne Ausscheidungen irgendwelcher Gefahrenstoffe. Ähnlich zu Stein.

Welcher alltägliche Nutzartikel kann das noch von sich behaupten?! Plastik jedenfalls nicht…

An dieser Stelle gehe ich gern noch mehr in die Tiefe, um jegliche Zweifel an der Wertigkeit von Keramik zu zerstreuen.

Halt dich fest:

Diese Grafik war ein Beitrag, den ich auf Instagram gepostet habe. Sie ist jetzt kein Meisterstück und darauf will ich auch nicht hinaus (wie du dir wohl denken kannst). Aber stundenlang hatte ich daran gebastelt und überlegt, wie ich es am Überschaulichsten anstelle, um unsere Alltagsgewohnheiten und Wertmaßstäbe zu verdeutlichen.

Fällt dir etwas auf?

  • Eine Neumodellage für 70€? Hält vielleicht 3 Wochen. Nachhaltigkeit gleich Null.
  • Ein Hochzeits-MakeUp für 200€? Hält vielleicht 1 Tag. Nachhaltigkeit gleich Null.
  • Ein neuer Fernseher für 1000€? Hält vielleicht 8 Jahre. Nachhaltigkeit gleich Null.*
  • Ein To-Go-Becher aus Keramik? Hält locker 1000+ Jahre.** Nachhaltigkeit hoch zehn.

 

Ich könnte endlos so weiter machen aber wahrscheinlich merkst du es schon selbst: Keramik hält länger und professionelle Keramik erst recht. Denn da stimmen die Verhältnisse, Glasuren sind erprobt und das Stück ist insgesamt ausgereift.

 

Fazit

 

Es lohnt sich, in einen zuverlässigen, schicken und praktischen Alltagsbegleiter aus Keramik zu investieren.

 

Dabei ist es fast egal, wie hoch dessen Preis ist. Denn darin stecken

  • hunderte bis tausende Stunden Wissen/Erfahrung/Können
  • hochwertigste Materialien
  • künstlerischer Ausdruck

Damit kann keine Industrieware konkurrieren und sei sie noch so günstig und scheinbar handgemacht.

Nicht zuletzt hält der Becher länger, als du miterleben wirst. 😀 Und dabei verliert er weder an Stabilität, noch an Schadstoffen und auch nicht an Schönheit.

 


 

Dieser Artikel veranschaulicht hoffentlich, warum ein Coffee to go-Becher aus Keramik gar nicht zu teuer sein kann.

Hat dir dieser kleine Exkurs gefallen? Schreib mir gern einen Kommentar dazu. Ich freue mich über Anregungen.

Hast du Lust bekommen auf ein Stück lebenslangen Trinkgenuss? – Hier sind meine Becher.


*Quelle: Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_11_2016_einfluss_der_nutzungsdauer_von_produkten_obsoleszenz.pdf

**Quelle: Historische Funde aus diversen Epochen weltweit.

 

 

 

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